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Elba-Sichten - Sichtweisen meistens sechzig Zentimeter über dem Meeresnull


Am Donnerstag vor Karfreitag, gab es ab 13 Uhr im Bootshaus ESV Dresden unser großes Sammeln und Packen. Die Mitbringsel und Sportboote sind schnell verstaut. Unsere Vorabsprachen zahlen sich aus.
Nur die Personen selbst brauchen viel mehr Zeit, die ersten Individualisten geben sich zu erkennen. Worte wie, vergessen, oder besser ist ich hole dass noch von zu Hause, oder, ja mein Kind, das holt der Papa auch noch, sind zu hören. Alles kein Problem, denn wir haben Urlaub in Aussicht mit schönen Zielen.

Als dann endlich der Bootswagen mit den 6 Booten am VW-Bus angekoppelt wird, hat jeder die Zuversicht, dass es nun gleich losgeht. Weit gefehlt, es gibt kein Licht am Bootsanhänger. Wo ist der passende Kupplungsadapter? Die Ideen und Handys glühen. Die Lösung ist, los fahren und unser Verfolgungsauto bildet das Schluss- und Bremslicht für alle. An der nächsten KFZ- Ersatzteilestelle wird der Adapter gekauft und wieder zurückgegeben, weil ein ruhig gebliebener Sportfreund den Adapter derweil in der Seitentür des Busses gefunden hat. Gegen 18 Uhr sind wir dann endlich auf der Autobahn in Richtung Süden.

Karfreitag, 06.04. Italien ist erreicht. Vorbei an Pisa weiter nach Piombino, 11.00 Uhr Ankunft in Porto Piombino. Die Autofähre zur Insel Elba sehen wir abfahren. Wir sind richtig. Die nächste soll unser sein. Schnell noch die Fährkarten gekauft und um 12.30 Uhr schwimmen wir nach Portoferraio auf Elba.

Das Wetter ist warm, sonnig und windstill. Das haben wir uns auch verdient, nach dieser Nachtfahrt, weg von dem trüben kalten Deutschland. Nach einer Stunde, schön langsam von der Fähre runter, damit die Zugvorrichtung vom Anhänger nicht aufsitzt. Die Mobile sind geborgt und sollen nicht beschädigt werden. In die Mannschaft zieht südländische Leichtigkeit ein. Eine tolle Landschaft, der mediterrane Duft, das Mittelmeer, wenige Touristen, deshalb fliesender Verkehr und wir sind gleich am Ziel.

Mitsamt dem Hänger fahren wir kurvenreich hoch nach Rio Nell` Elba und wollen runter nach Nisporto. Der Campingplatz ist schon zu erahnen. Wenn man vom 400 Meter Pass runterblickt bzw. dann die Serpentinen runter fährt, weis man, dass auf Meereshöhe Schluss sein muss mit der ewigen Kutscherei. Einen kurzen Moment noch? Und der Bootshänger kippt um. Mit ganz neuen Geräuschen werden wir an der Weiterfahrt gehindert.



Eine Spitzkehre und der Bootshänger haben sich auf eine ganz schräge Art berührt. Unser Verfolgungsauto bildet sofort unser Stauende und von der anderen Seite haben Bus und Anhänger die Straße zu gestellt. Mit einem flauen Gefühl werden die Schäden und Maßnahmen von den Betroffenen erkannt. Wir kommen unserer Räumpflicht nach.

Gegen 17.00 Uhr sind wir auf dem Zeltplatz, der wie üblich nur Wohnwagenbuchten hat. Die Zelte werden aufgebaut, dann sitzen wir am Abend noch zusammen und der Tag wird wörtlich in Bierlaune zusammengefasst. Die Boote sind alle heil. Der Bootswagen mit Zugvorrichtung hat die Merkmale der vorherigen stabilen Seitenlage beibehalten. Ein Ureinwohner von Elba mit Schlosser- und Schmiede-Erfahrung (Elba ist schon immer sehr erz-reich) wird nach Ostern gefunden werden, der uns die kaputte Einheit im neuen italienischen Unfallflair wieder nutzbar übergibt.

Am Sonnabend, dem 07.04. wird es dann konkret. Nur zwei Sportfreunde finden es noch schön mit gepackten Seekajaks die Insel zu umrunden. Ute und Heinz bleiben dieser Anfangsidee treu. Die anderen entscheiden sich für Bootfahren mit täglicher Rückkehr zur Basis. Das Wetter ist bestens – sonnig warm und fast kein Wind. Die Boote sind gut gepackt. Wir können auch alles in den Booten verstauen, was als notwendig erachtet worden ist.

Ute ist zum ersten Mal im Seekajak auf hoher See. Das viele Neue kann sie sich leisten, weil sie sich im Kanurennsport schon über viele Jahre mit Training, Selbstvertrauen und Zuversicht gut über Wasser gehalten hat. 12 Uhr ist Start am Strand von Nisporto. Die Sonne im Rücken mit Blick über das Meer nach dem italienischen Festland und rechts die 400 Meter hohen Inselberge in ihrer farbigen Vielseitigkeit. 13.00 Uhr sind wir am Nordcap Capo Vito, es ist die nördlichste Stelle der Insel Elba. Wir sehen die kleine Insel del Topi mit Leuchtturm, welche den Schiffsweg nach Porto Piombino markiert.

Wir paddeln weiter nach Rio Marino in südlicher Richtung, wo wir 14.00 Uhr ankommen. Weiter geht es zu der kleinen Insel bei Ortano. Dort wird erst einmal eine Pause eingelegt und etwas gegessen im Sonnenschein am Strand. Das Meereswasser ist klar, blau und mit schönem Untergrund. Das gut geputzte Wassergeflügel bietet eine lebhafte Kulisse beim Picknick. Fast zu schön ist der Fleck um weiter zu paddeln. Doch die Ungewissheit für das, was uns noch erwartet und welche Dimension die Insel für uns hat, bringt die Weiterfahrt zustande. Um 16.00 Uhr sitzen wir wieder im Boot.

Als nächstes kommt das Capo d. Arco, welches den Blick freigibt auf die Bucht von Porto Azzurro. Wir queren die Bucht geradlinig in südlicher Richtung mit Blick auf den Monte Calamita (413m) hin zur Spitze von Buzzancone. Nach ca. 1 Stunde sind wir wieder in Ufernähe. Dann kommen wir zum Südkap, zur Spitze Rispalti. Die vielen steilen Felsen am Ufer sind scherenschnittartig in fantasievollen Umrissen durch das schummrige Gegenlicht der Sonne zu erkennen. Verschiedne Geister und Gesichtsprofile werden erkannt und dem Fotoapparat mehrmals einverleibt. Laut Karte muss der Strand von Rimailo am Ende der Steilküste kommen, welche wir gegen 17.00 Uhr erreichen.



Aus der Ferne müssen wir zwischen den zwei Stränden entscheiden, die zur Übernachtung anstehen. Links ein normaler Strand, eben nur Strand und der rechte Strand hat im Hintergrund einige Überdachungen mit vielen Bänken, Tischen und Buden. Gut geeignet für Massenabfertigung. Niemand von den Besuchern des Strandes beschwert sich als wir anlanden und unser Zelt aufbauen. Die wenigen Leute, die mit der untergehenden Sonne dann auch den Berg hinauf gehen und verschwinden, vermittelten uns damit ein gutes und ruhiges Gefühl für diese Übernachtungsstelle. Wir sind sehr froh, einen so schönen und bequemen Lagerplatz doch noch gefunden zu haben. Da wir doch an diesem Nachmittag weiter gekommen sind, als die vorherige Planung.

Als die Zelte angenagelt sind und langsam die Tagesleistungen in den Knochen wahrgenommen werden, kommt aus den Bergen ein Auto auf uns zu. Wir sind noch friedlich und ruhig. Der mittelprächtige Mann im Auto sitzend, bei heruntergelassener Scheibe, höher parkend, schmettert von oben zu uns herab im vielsprachigen Dialekt, alles Privato, Finito, Polizei, Handy, Krambolasch und so weiter. Wir sollen avanti weg. Wir wollen nicht weg, weil Booteinpacken mindestens eine Stunde dauern würde, es schon dunkel und kalt wird. Außerdem sind wir unserem Tagesverschleiß schon erlegen. Ute gibt mir zu verstehen, dass ich mit meinem grimmigen Gesicht verschwinden soll. Sie will verhandeln. Das Ergebnis, geduldet bis morgen 7 Uhr, sonst definitiv Polizei.

Es wird keine angenehme Nacht, weil man nicht weiß, ob man mit Gewalt und Verzicht dem Morgen ausgeliefert ist. Ausschlafen fällt aus, vielleicht sogar der Morgenkaffee? Im Urlaub den Wecker stellen? Schrecklich. Ute freut sich trotzdem, weil sie dieses erreicht hat.

Sonntag, 08.04.07, 6 Uhr aufstehen! Die Zelte sind klitschenass vom Tau, die Sonne versteckt sich hinter den Bergen und es ist kalt. Noch ist keiner da. Ute beweist Nerven und kocht erstmal Kaffee. Nebenbei bauen wir die Zelte ab, ein wenig wird gefrühstückt. Dann kommt er – 7.15 Uhr. Ohne Polizei und zeigt drohend wortlos auf die Uhr, aus seinem hochgestellten Auto heraus. Als Zeichen, dass wir ihn auch wortlos verstehen, brechen wir das Frühstück ab, packen die Boote und starten 9.00 Uhr. Endlich scheint die Sonne, das Wasser ist glatt. Der Privatbesitzer hat uns die ganze Zeit beobachtet und nebenbei Tauchflaschen am privaten Strand deponiert für seine Tauchschüler, ohne uns noch mal mit seinen elbaischen Drohgebärden zu ängstigen.

Das Nächste, was in unser Blickfeld rückt, ist ein Fabrikruinenfeld in den Hang hinein gebuddelt, umgeben von extra verrosten Felsgebilden mit ebenfalls verrostetem Industrieschrott. Das Gegenteil von der schönen Elbaküste. Nach der Umfahrung des Caps Calamita (das ist die Nordost-Spitze von Elba), ist die schöne Insel Gemini unser fotografisches Ziel. Zwischen Insel und Insel geht es weiter zur Spitze von Morcone, wo wir gegen 10.00 Uhr ankommen. Ca. 4 km quer über den Golfo Stella geht es zur Spitze der Halbinsel Stella und weiter direkt zu den Felsspitzen der Halbinsel Contessa. Vor schwarzem Kiesstrand ragen einzelne kleine schwarze Felsgruppen in das Meer – ein imposanter Anblick! Im Hintergrund ist der große 1,5 km lange Strand von Lacona. Wir „stranden“ 12.30 Uhr zur Mittagspause. Die feuchten Klamotten vom Morgen werden getrocknet, es ist ein irgendwie für die Jahreszeit unwirkliches Szenario – sommerwarm, Sonne, kein Wind und die schwarzen Felsen tun ihr Übriges.



13.30 Uhr starten wir wieder, aus Angst vor Überhitzung. Wir fahren Richtung Süden aus dem Golf von Lacona heraus, dann halten wir uns in Richtung Westen zur Spitze Fonza. Eine markante, felsige Landschaft begleitet uns bis zum Golf Campo. In gerader Richtung sind es noch 3 km übers Meer bis zur markanten Felsspitze von Poro. Es wird Zeit, sich laut Karte auf das nächste Nachtlager fest zu legen. Am Strand von Palombia finden wir einen guten Schlafplatz mit wenigen Leuten. Aber es ist erst 14.30 Uhr – noch viel zu früh - also weiterpaddeln. Die nächsten drei Strände am Westufer sind stark frequentiert von den Städtern und ihren Sonnenschirmen. Nichts für uns. Kurz entschlossen geht es bis zur Spitze Fetavaia, um sie herum weiter zur Spitze Tombe. Endlich ein abgelegener Strand und kein Mensch ist zu sehen, dafür aber grüne und schwarze Heilsteine. Im Lager wird die Zukunft „gelesen“ – mal sehen, was morgen wird. Ein Sternenhimmel ohne Mond, es ist stockdunkel. Abends am Lagerfeuer aus Strandgut gibt es Wein, es ist eine wundervolle Ruhe.

Montag, 09.04.07, wir haben herrlich geschlafen auf dem 1 m hohen Seegraspacken. Das Wetter ist viel versprechend – kein Wind, das Zelt ist fast trocken und später kommt auch noch die Morgensonne an den Strand von Tombe. Wir können es uns leisten, es wird zum ersten Mal auf der Seetour gemütlich gefrühstückt. Langsam werden die Sachen gepackt. 12.00 Uhr starten wir an die Westküste vorbei an schönen Felswänden und Strandorten. Am schönsten ist St. Andrea. Es ist warm, sonnig und ein schöner Strand mit netten Italienern. Das Strandbistro lädt ein zur Kaffeepause und wir nutzen die Chance dazu von 15.00 – 16.00 Uhr.

Die Weiterfahrt geht vorbei an schönen Steilfelsen zur Spitze Nasuto mit dem weiten Blick übers Meer bis auf die Halbinsel Enfola. Eine sehr markante Felszunge mit einem kleinen vorgelagerten Felszacken. Die Überfahrt von Nasuto zur Inselspitze Enfola (7 km) dauert 45 Minuten. Marciana lassen wir rechts liegen. Das Meer ist wunderbar ruhig und nach der Überfahrt finden wir noch eine schöne Meeresfelsengrotte. Am Strand von Sorgente kommen wir 18.30 Uhr an. Das Abendbrot kann auf einem sehr schönen, langen, mit runden weißen Kieseln bedeckten Strand gekocht werden. Der Abendspaziergang zum 50 Meter höher gelegenen Campingplatz geschieht schon im Dunkeln.

Dienstag, 10.04.07, 8.30 Uhr. Was für ein sonniger Blick auf das blaue Meer, das uns zum Morgenbad lockt. Wir lassen uns Zeit zum Frühstücken und Sachen packen. Das Ziel ist nah. Ab 11.00 Uhr paddeln wir zur Spitze von Madonnina. In der Hafenbucht von Portoferraio überrascht uns starker Südwind. Die Wellen kommen längsseits zu den Booten. Deshalb wählen wir die Querung vom Leuchtturm der auf der Felswand von Madonnina steht zur Spitze Scarpellini, was uns die Wellen schräg anfahren lässt. In der Schifffahrrinne zum Hafen von Portoferraio bläst der Wind von 3 – 5 Beaufort. Die von den Schiffen erzeugten Wellen sind mit der Kraft des Windes beeindruckend. Wir müssen uns sehr konzentrieren. Pepe auf dem Hinterdeck duckt sich schön ab. Er weiß, dass in solchen Situationen keine Hand frei ist für andere Handlungen. Ute hat kein Problem in der für sie neuen Wellendimension. Das Seekajak ist für sie idiotensicher gegenüber dem sonst gewohnten kippligen Rennkajak. Dem anderen Ufer dürfen wir nicht zu nah kommen wegen der starken Brandung. Wir paddeln weit außen wieder in Richtung Norden. Der Start-Endpunkt Nisporto wird um 13.30 Uhr erreicht. In der Bucht ist nichts von den starken Wellen zu merken. Wir landen problemlos an. Damit ist die große Zielstellung - Elba-Umrundung – schon erledigt. Was nun?

Auf dem Zeltplatz sind die Sportfreunde und sie wissen, wie es weitergeht. Sie packen die Zelte für die Weiterfahrt mit den Autos. Die Boote kommen auf den Hänger, der zwischenzeitlich zur Reparatur in Porto Ferraio war. Es wird noch eingekauft und 18.30 Uhr kommen wir auf dem Zeltplatz Laconella oberhalb der Halbinsel Contessa an. Zelt aufbauen und gutes Essen folgen. Wir haben eine warme, windstille Nacht.



Mittwoch, 11.04.07. Nach dem ausgiebigen Frühstück ist 11.00 Uhr scharfer Start zur Bergwanderung. Noch geht es mit den Autos – bis Marina di Campo, weiter nach St. Ilario in Campo, zum Turm Giovanni mit der Aussicht auf das Tal von Campo. Eine kleine Straße mit Serpentinen führt nach oben zur Napoleon-Quelle. Hier wird Wasser gefasst und abgeschmeckt. Hoch oben auf dem Pass bei Monte Perone (630 m über NN) ist ein Wanderparkplatz. Dort ist der endgültige Start zum Klettersteig auf den Monte Capanne. Der höchste Berg der Insel Elba (1.018 m über NN). Der Klettersteig selbst ist gut gesichert und leicht – Hund Pepe meistert alle Klettersteigschwierigkeiten. Es ist ein schöner Aufstieg mit sehr guter Rundumsicht. Man sieht fast die ganze Insel und damit auch die vorher gepaddelten Strecken. Die Frauen nehmen einen normalen Bergpfad zum Aufstieg. Gegen 13.00 Uhr ist der Gipfelsieg errungen und es gibt Essen aus dem Rucksack. Viele Leute sind schon da und genießen wie wir die Sonne, wolkenlosen Himmel und das ohne Wind. Auf kürzesten Weg geht es zum Auto zurück – die Frauen und die Kinder mit dem Lift. An der Lifttalstation ist Treffpunkt. Auf der Rückfahrt kommen wir nach Marciana und nutzen die Chance zum Eis essen mit einer schönen „Gassentour“. Wieder ein schöner Tag mit einer empfehlenswerten Bergtour.

Donnerstag, 12.04.07, die Zeltplatzgebühr wird bezahlt – 20 € für 1 Person 2 Tage mit Zelt. Das Einpacken dauert dieses Mal, da Ute und Heinz wieder auf See wollen. Ute will nach Westen paddeln zum heutigen Gemeinschaftstreffpunkt und Heinz nach Osten. Die Diskussion behindert beim Packen und das unklare Tagesziel macht die Bewegungen auch nicht schneller. Es werden die zwei Boote über den Berghang hinunter geschleppt zum Strand Contessa. Die Zelte, die Esserei, alles wird wieder mitgenommen.

Wir haben jetzt noch 2 Tage zum Inselpaddeln. 13.00 Uhr sind die Diskussionen endlich abgeschlossen. Abfahrt ist in Richtung Osten. Quer über den Golf Stella geht es zur Insel Gemini. Bei leichtem Südwind, dem Scirocco, haben wir mäßige Wellen. Die bekannte Strecke, wie vor vier Tagen, nur in entgegen gesetzter Blickrichtung. Vorbei am Cap Tuco und nach einem Schwenk in Richtung Norden zum Strand von Bianca. Dort bietet sich eine 45 Minuten Pause an, im warmen Sonnenschein auf dem schwarzen Kiesstrand. 16.00 Uhr starten wir wieder und sind 17.45 Uhr im Hafen von Porto Azzurro. Diesen haben wir in den ersten Tagen rechts liegen gelassen. Es ist ein gemütlicher Ort, mit ruhigem Hafen, aber nichts verlockt uns zum Aussteigen. Wir wollen noch zur Lagune Terranera, die im Reiseführer sehr gepriesen ist. In unmittelbarer Nähe, also davor soll auch ein ganz besonderer Strand sein. Wir paddeln in diese Bucht. Der Strand sieht wunderbar aus. Wir sehen ganz feinen, glitzernden schwarzen Sand, der mit buntem Kies durchsetzt ist. Man findet als optischen Kontrast auch viele große Eisenerzbrocken. Es ist eine schöne Ecke. Dahinter ist die gepriesene Lagune - ein eingezäunter Tümpel mit grünem Wasser und dann auch noch, wie der Strand Nationalpark. Hier ist Zelten verboten. Hinweistafeln stehen mehrsprachig rum. Also fahren wir 18.00 Uhr schweren Herzens weiter zur Spitze Canelle. Wieder Richtung Norden. Es findet sich vor dem Capo d`Arco ein schöner kleiner Strand zwischen den Felsen zur Übernachtung. Also alles bestens.

Freitag, 13.04.07, Aufstehen nach einer geruhsamen Nacht am Strand von Arcona. Das Wetter etwas diesig. 11.00 Uhr starten wir wieder in Richtung Norden, an Rio Marina vorbei nach Cavo zum Strand von Capo Castello. Es ist gerade erst Mittag wo wir wieder am Nordcap von Elba ankommen. Es herrscht noch der Südwind, in Richtung der Insel Tobi, also genau in Richtung Festland. Auf dem Capo Castellofelsen stehend wird das Meer, die Sicht und Wellen begutachtet. Heinz hat ein flaues Gefühl im Bauch, weil er schon lange die Überfahrt mit dem Seekajak zum Festland vorhat, aber es noch keiner weis. Es wird nun Zeit, Ute einzuweihen.



Bei der kleinen Mittagsrast am langweiligen Strand Castello wird ihr im gesättigten und damit im zufriedenen Zustand die Möglichkeit der Überfahrt schmackhaft gemacht. Piombino auf dem Festland ist zu erkennen, obwohl das Wetter leicht diesig ist, aber keiner weiß, wie weit die Paddelstrecke wirklich ist. Die Karten vom Festland fehlen. Die Fährschiffe brauchen eine Stunde. Aus taktischen Gründen wird erstmal die Strecke bis zur Leuchtturminsel Topi beschlossen. 13.00 Uhr sind wir moralisch und körperlich startklar zur Überfahrt.

Nach 20 Minuten sind wir an der Insel Tobi. Noch schnell ein paar Fotos mit der fotogenen Insel im Hintergrund zur Nervenberuhigung. Piombino ist so weit weg, dass es vom Foto ignoriert wird. Dann, ab 13.30 Uhr, weiter in Richtung Norden zur Küste Piombino. Wir paddeln auf den lang gestreckten Wellen und sprechen uns Mut zu, in dem wir unser Vorwärtskommen gegenseitig bestätigen, wenn wieder ein Detail mehr am Horizont zu erkennen ist. Zum Beispiel sieht man erst nur die Umrisse von den Häusern, dann die Fenster, dann Farben und Schatten usw.

Wir paddeln sehr gleichmäßig, kräftig und sehr konzentriert. Sehr schwierig sind die vielen Fährschiffe einzuschätzen. Sie fahren schnell und ihre Richtung wird meistens anders als gedacht. Falls wir im Weg sind, ist es nicht glaubhaft, dass die großen Fähren einen großen Bogen um uns machen. Das Strudelwasser hinter den Fähren wirkt auch sehr lange gefährlich nach. Die Wellen von den Schiffen lassen sich im großen Abstand gut befahren. br>
Der Wind frischt ein wenig auf. 14.30 Uhr sind wir an der Küste vom Festland – eine kleine Brandung steht an, keine Sonne und die Stelle ist fast windgeschützt. Dieser Strand ist nicht gut geeignet zum Zelten. Die Wellen laufen direkt auf und wenn sie größer werden, ist der Strand unter Wasser. Richtung Osten ist nur noch Steilküste und dann der Fährhafen. Also nach Westen an der Küste entlang.

Da wir nur eine grobe Autokarte von Piombino haben, ist jede Umfahrung der Küstenecken immer mit der Erwartung verbunden, dahinter eine Zeltmöglichkeit zu finden. Nichts Ruhiges zum Zelten ist in Aussicht. Die Stadt hat die Küste fast mit bebaut. Genügend Kilometer sind wir heute auch schon gepaddelt und der Wind frischt weiter auf. Wir fahren weiter Richtung Salivoli. Endlich finden wir die Marina, den Sportboothafen von Salivoli.

Mit der Erwartung eine Übernachtungsmöglichkeit dort zu finden, fahren wir in den Hafen ein. Sofort kommt Einer angerannt und verweist uns ungefragt des Platzes. Arme-Leute-Paddler passen anscheinend nicht zu den Luxusjachten. Trotzdem haben wir doch ein bisschen Glück, ein deutschsprachiger Motorjachtbesitzer nimmt sich unser an. Er erläutert uns, dass dort ganz weit hinten, um das Kap rum und wieder in Richtung Norden die erste Möglichkeit eventuell zum Zelten am Strand ist.

Also weiter entlang an der Westküste von Pombino. Es wird frisch bis kühl, die Wellen werden höher und wir sind die Einzigen, die dort Boot fahren. Um das Kap rum, dann noch paar schöne Felsklippen und endlich die Bucht mit großem Strand und Strandkneipe. Wir fragen in der Gaststätte, ob wir hier für eine Nacht zelten können. Es gibt keine Einschränkungen, wir sind sowieso die einzigen Fremden hier. Als Gegenleistung bestellen wir einen Tisch für heute Abend für unser Festessen. Geöffnet ist erst ab 20.00 Uhr. Wir sind die einzigen Gäste bei einem vorzüglichen Fischmenü – mit Wein, Weib, aber ohne Gesang. 22.00 Uhr geht es ab in die Zelte, beleuchtet vom Licht des Leuchtturms. Das Meeresrauschen wird immer stärker.



Sonnabend, 14.04.07, 7.00 Uhr. Die Wellen donnern auf den Strand. Fix die Boote und Zelte retten vor dem Nass des Meeres. Das Aufstehen ist dementsprechend hastig und engagiert. Die Ausläufer der Wellen lecken beständig an den Booten und ab und zu kommt ein Schwall bis zu den Zelten. Bloß gut, das wir diese geschützte Bucht gefunden haben. Nach dem Trockenlegen gibt es im Windschatten einer Strandruine unser gemütliches Bootsfrühstück.

Alles kommt wieder in die Boote. Wir können und müssen aufs Meer, damit wir zum neuen Treffpunkt mit unseren Sportfreunden kommen. Die beladenen Boote schleppen wir in die äußerste nördliche Ecke vom Strand. Dort ist in der Bucht die Brandung geringer als anderswo. Ute sitzt voll eingekleidet, bespannt und gespannt im Boot am Strand und wird dann von Heinz durch die Brandung geschoben. Bei dieser Aktion haben wir alles richtig gemacht.

Dann ist Heinz dran. Ins Boot, alles zugemacht und Pepe auf dem Achterdeck. Pepe muss wieder mal seine Seehundfähigkeiten beweisen. Mit den Händen im Sand abstützend und schiebend geht es langsam zu Wasser. Wie eine Robbe auf dem Trocknen geht es der Brandung entgegen. Dann kommt die unvermeidbare große Brandungswelle, geht mit Getöse über das Boot. Alles geht gut und wir sind im offenen Meer.

Nach 1 km im Wellenpaddeln legt sich die Anspannung. Die Gedanken werden frei für den Rest ringsum. Auf dem Heck ist kein Pepe mehr. Pepe ist weg! Also wieder zurück und den Hund suchen. Pepe rennt ganz aufgeregt am menschenleeren Strand hin und her. Bloß gut, er hat sich gerettet. Es hat ihn mit der Brandung an Land gespült. Heinz muss wieder Anlanden. Er wartet auf den entscheidenden Wellenkamm um rückwärts zu paddeln, damit er möglichst mit dem Wellental angespült wird. Alles geht gut.

Pepe wird eingesammelt und am Boot sicherheitshalber angeleint. Anscheinend fühlt er sich bei rauschender Dünung nicht so sehr als Seehund auf dem Heck. Weil der Brandungsstart nun schon zweimal gelungen ist, muss der Dritte auch noch klappen. Diesmal sind es viele kleine Brecher, die beide abfassen.

Kaum sind wir aus der geschützten Bucht raus, schäumt und bläst es ganz ordentlich. Wir müssen weit von der Küste entfernt paddeln, um nicht in die hohen rollenden Wellen zu kommen. Unser Ziel und Ausstieg soll der Strand neben der Marina di Salivoli sein. Als das Ziel in Sichtweite kommt, schlägt Ute vor, zum Fährhafen zu paddeln, weil noch Zeit ist. Die Fähre von Elba ist noch nicht unterwegs. Auf dieser sollen die Sportfreunde sein. Wir paddeln weiter. Ute ist weit voraus und eine Verständigung ist bei dem Wind nicht mehr gegeben. Heinz ist skeptisch, weil das Risiko groß ist und ihm auch keine Anlandungsstelle im Fährhafen einfällt.

Weiter geht es in Richtung Osten. In der Nähe der Küstenmauer von la Rocchetta, eine spitze Zunge vom Festland Piombino ist es wahrscheinlich schon weit vor der Küste sehr flach, deshalb sind dort besonders hohe überschlagende und lang anstehende Wellen. Wir erkennen mehrere Wellensurfer, die sich bei diesem Seegang gut austoben können und anscheinend auch wissen, was sie tun. Wir halten uns weiter draußen, um so wenig wie möglich Schaumkronen abzufassen. Endlich sind wir in der Nähe der Hafeneinfahrt.



Der Fährhafen wird von der Hafenpolizei bewacht und wir werden schon erwartet. Anscheinend sind alle Wasserpolizisten auf ihrem seetauglichen Motorboot zum Empfang vor dem Hafen mit Megafon für uns bereit. Diese Demonstration ist gut genug, wortlos drehen wir ab. Wahrscheinlich haben sie auch nicht gewusst, in welcher Sprache sie uns ansprechen sollen. Eine volle Stunde mit Risiko umsonst gepaddelt.

Wir müssen zurück zum Jachthafen Marina di Salivoli. Also ab jetzt auch noch Gegenwind. Wieder durch die hohe Wellen. Wieder weit außen. Wir kommen an unserer gestrigen ersten Anlandungsstelle vorbei und müssen feststellen, dass der Strand komplett überspült ist. Die dort anliegende Brandung hätten wir nicht befahren können. Gut das wir gestern den Platz geräumt haben. Wieder auf Sichtweite an den Wellensurfern vorbei, die anscheinend jetzt Formationsfahren üben.

11.30 Uhr landen wir nass wie die Katzen und kaputt am Badestrand von Salivoli neben den Jachthafen. Ute kriegt noch beim Ausbooten eine Welle mit voller Breitseite. Schadenfreude lässt sie nicht zu. Wir tapsen an Land, räumen die Boote aus, ziehen trockene Sachen an und warten auf die Freunde.

Wir werden gefunden. Die Freunde helfen, die Boote und das Gepäck zu verladen. Gemeinsam wird noch auf dem Parkplatz eine Gulaschsuppe gekocht – Essen für alle. 13.30 Uhr starten wir, suchen eine Tankstelle und sind 14.00 Uhr auf der Autobahn. Alle sind bei guter Laune – und – wir sind beisammen!

Einen Tag später sind wir wohlbehalten wieder in Dresden an der Elbe.

Teilnehmer: Interessengemeinschaft vom Eisenbahner Sportverein Dresden e. V. Abteilung Kanurennsport, Wanderfahrten
Personen: 8 Erwachsene, 4 Kinder, 1 (See)Hund

Boote: Prijon
Dauer: 5.04. – 15.04.2007

Für die Statistik wurde folgendes im Nachhinein auf den Karten von Elba rekonstruiert: Tagespaddel-Kilometer

1. Tag ca. 30 km Küste Elba
2. Tag ca. 28 km Küste Elba
3. Tag ca. 24 km Küste Elba´
4. Tag ca. 10 km Küste Elba
6. Tag ca. 25 km Küste Elba
7. Tag ca. 34 km (12 km Küste Elba, 15 km Überfahrt, 7 km Küste Piombino)
8. Tag ca. 12 km Küste Piombino

Inselumrundung Elba ca. 92 km im Uhrzeigersinn

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