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Aus der Ferne müssen wir zwischen den zwei Stränden entscheiden, die zur Übernachtung anstehen. Links ein normaler Strand, eben nur Strand und der rechte Strand hat im Hintergrund einige Überdachungen mit vielen Bänken, Tischen und Buden. Gut geeignet für Massenabfertigung. Niemand von den Besuchern des Strandes beschwert sich als wir anlanden und unser Zelt aufbauen. Die wenigen Leute, die mit der untergehenden Sonne dann auch den Berg hinauf gehen und verschwinden, vermittelten uns damit ein gutes und ruhiges Gefühl für diese Übernachtungsstelle. Wir sind sehr froh, einen so schönen und bequemen Lagerplatz doch noch gefunden zu haben. Da wir doch an diesem Nachmittag weiter gekommen sind, als die vorherige Planung.
Als die Zelte angenagelt sind und langsam die Tagesleistungen in den Knochen wahrgenommen werden, kommt aus den Bergen ein Auto auf uns zu. Wir sind noch friedlich und ruhig. Der mittelprächtige Mann im Auto sitzend, bei heruntergelassener Scheibe, höher parkend, schmettert von oben zu uns herab im vielsprachigen Dialekt, alles Privato, Finito, Polizei, Handy, Krambolasch und so weiter. Wir sollen avanti weg. Wir wollen nicht weg, weil Booteinpacken mindestens eine Stunde dauern würde, es schon dunkel und kalt wird. Außerdem sind wir unserem Tagesverschleiß schon erlegen. Ute gibt mir zu verstehen, dass ich mit meinem grimmigen Gesicht verschwinden soll. Sie will verhandeln. Das Ergebnis, geduldet bis morgen 7 Uhr, sonst definitiv Polizei.
Es wird keine angenehme Nacht, weil man nicht weiß, ob man mit Gewalt und Verzicht dem Morgen ausgeliefert ist. Ausschlafen fällt aus, vielleicht sogar der Morgenkaffee? Im Urlaub den Wecker stellen? Schrecklich. Ute freut sich trotzdem, weil sie dieses erreicht hat.
Sonntag, 08.04.07, 6 Uhr aufstehen! Die Zelte sind klitschenass vom Tau, die Sonne versteckt sich hinter den Bergen und es ist kalt. Noch ist keiner da. Ute beweist Nerven und kocht erstmal Kaffee. Nebenbei bauen wir die Zelte ab, ein wenig wird gefrühstückt. Dann kommt er – 7.15 Uhr. Ohne Polizei und zeigt drohend wortlos auf die Uhr, aus seinem hochgestellten Auto heraus. Als Zeichen, dass wir ihn auch wortlos verstehen, brechen wir das Frühstück ab, packen die Boote und starten 9.00 Uhr. Endlich scheint die Sonne, das Wasser ist glatt. Der Privatbesitzer hat uns die ganze Zeit beobachtet und nebenbei Tauchflaschen am privaten Strand deponiert für seine Tauchschüler, ohne uns noch mal mit seinen elbaischen Drohgebärden zu ängstigen.
Das Nächste, was in unser Blickfeld rückt, ist ein Fabrikruinenfeld in den Hang hinein gebuddelt, umgeben von extra verrosten Felsgebilden mit ebenfalls verrostetem Industrieschrott. Das Gegenteil von der schönen Elbaküste. Nach der Umfahrung des Caps Calamita (das ist die Nordost-Spitze von Elba), ist die schöne Insel Gemini unser fotografisches Ziel. Zwischen Insel und Insel geht es weiter zur Spitze von Morcone, wo wir gegen 10.00 Uhr ankommen. Ca. 4 km quer über den Golfo Stella geht es zur Spitze der Halbinsel Stella und weiter direkt zu den Felsspitzen der Halbinsel Contessa. Vor schwarzem Kiesstrand ragen einzelne kleine schwarze Felsgruppen in das Meer – ein imposanter Anblick! Im Hintergrund ist der große 1,5 km lange Strand von Lacona. Wir „stranden“ 12.30 Uhr zur Mittagspause. Die feuchten Klamotten vom Morgen werden getrocknet, es ist ein irgendwie für die Jahreszeit unwirkliches Szenario – sommerwarm, Sonne, kein Wind und die schwarzen Felsen tun ihr Übriges.